Seine Autos waren so schön wie „Bella Italia“, das in Schlagern viel besungene Sehnsuchtsland der Deutschen. Sie trugen Frauennamen wie Isabella oder Arabella. Und wer in einem seiner Coupés durch die Nachkriegsstädte spazieren fuhr, demonstrierte den Passanten: der Wohlstand ist zurückkehrt. Man war wieder wer – am Steuer eines Borgward! Der Bremer Autobauer Carl Friedrich Wilhelm Borgward lieferte die Traumwagen der Fünfziger, als die Wirtschaft nur einen Weg zu kennen schien: den nach oben. Umso fassungsloser reagierten die Bremer auf den Konkurs des größten Arbeitsgebers ihrer Stadt im Sommer 1961. Die Marke hat eine zweite Chance verdient, sagt heute Christian Borgward (Foto), der Enkel des Firmengründers. Zehn Jahre und seine gesamten Ersparnisse hat er in die Wiedergeburt der Legende investiert. Er gab seinen Getränkelieferservice „Borgward bringt’s“ auf, gewann erfahrene Ex-Automanager als Mitstreiter, kaufte die Namensrechte zurück und machte sich auf die Reise – nach China, ins Wirtschaftswunderland des 21. Jahrhunderts. 2013 schloss Christian Borgward einen Vertrag mit dem chinesischen Investor Wang Jinyu. Der Gründer von Beiqi Foton Motor, Chinas größtem Lkw-Hersteller, kaufte ihm sämtliche Markenrechte ab, im Gegenzug erhielt er als Chef des Aufsichtsrats Mitsprache im Unternehmen. Die Pläne der Partner, Borgward in den Massenmarkt zurückzuführen, sind überaus ambitioniert und teuer. Aber ist es in Zeiten der digitalen Transformation der Autoindustrie nicht völlig anachronistisch, auf den Klang einer alten deutschen Marke zu setzen? Was treibt den Enkel des legendären Autobauers in ein solches Unterfangen, das von manchen Beobachtern als völlig aussichtslos beurteilt wird? Der Film porträtiert Christian Borgwards abenteuerlichen Versuch, in der Branche Fuß zu fassen, und begleitet ihn auf seinem Weg von Wolfsburg, der alten Autostadt, nach Peking, in die Metropole der E-Mobilität.
Buch: Helmut Monkenbusch, Regie: Tom Fröhlich, Producer: Stefan Bomhof, Produzentin: Dagmar Rosenbauer, Redaktion: Eric Friedler, Silke Schütze, Drehzeit: 2018, 2020 Drehorte: Bremen, Hamburg, Stuttgart, Peking, Foto: Helmut Monkenbusch, Sendetermin: 5. September 2020 um 21.45 Uhr im NDR Fernsehen
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.